Neuseeland - Land der langen weißen Wolke

Bungee-Sprung

Nun bin ich schon wieder seit drei Tagen aus Neuseeland zurück. Es ist ein ganz tolles Land und die Menschen sind höflich und zuvorkommend. Die Reise war wirklich schön und voller Höhepunkte. Von einem ganz besonderen Erlebnis möchte ich erzählen.

Die historische Kawarau Bridge bei Queenstown ist die Heimat des Bungee-Springens. Hier wurde 1988 der Sprung von dem Kiwi-Abenteurer A. J. Hackett erfunden. Auch ich bin diesem Nervenkitzel erlegen und mache mich auf zur Brücke. Nach der Beantwortung von 13 Fragen zur körperlichen Fitness wird mein Gewicht ermittelt und auf dem Handrücken notiert. Danach reihe ich mich in die Schlange der Bungee-Springer ein. Die Wartezeit verkürze ich mir indem ich mir die Sprünge vor mir anschaue. Manche lassen sich wie ein nasser Sack fallen, andere springen mit den Füßen voran, wieder andere schreien und einer Japanerin kullern vor dem Sprung die Tränen über die Backen. So will ich es nicht machen! Und so fachsimple ich mit zwei deutschen Frauen über die richtige Technik - wir einigen uns darauf weit nach vorne abzuspringen und dabei die Arme seitlich auszustrecken.

Die Zeit vergeht so wie im Flug und nach 45 Minuten bin ich an der Reihe. Sarah von der Crew lockert die Anspannung auf. How are you? Were are you from? Sie reicht mir einen Hüftgurt wie ihn Kletterer benutzen. Während sie mir beim Anlegen behilflich ist, plaudern wir locker über dieses und jenes. Danach setze ich mich hinter die Absprungplattform und Sarah legt mir ein dickes Handtuch um die Fußfesseln. Anschließend wird alles mit einem Riemen ein paar Mal umwickelt und stramm festgebunden. Ich fühle mich sicher und habe Vertrauen. Nun übernimmt Andy, überprüft alles noch einmal und befestigt das dicke Gummiseil mit einem Karabinerhaken am Riemen und hakt den Hüftgurt ein. Nachdem er mein Gewicht auf dem Handrücken noch einmal mit der Seillänge abgeglichen hat, kommt die Aufforderung: Give me five! Ich klatsche ab, bekomme ein Briefing zum Ablauf und Andy hilft mir beim Aufstehen. Wie ein Pinguin tipple ich bis an die Kante der Absprungplattform vor.

Zum ersten Mal schaue ich ohne Absperrung frei in die Tiefe. 43 Meter unter mir rauscht der Kawarau-Fluss. Sch... ist das tief. Doch Zeit darüber nachzudenken bleibt nicht. Andy beginnt zu zählen. Three (ich denke an die Absprungtechnik), Two (hoffentlich gelingt der Sprung), One (ich denke ...). Nichts mehr und springe. 3 Sekunden freier Fall. Der Fluss rast auf mich zu oder besser gesagt ich sause dem Wasser entgegen. Kurz bevor ich mit den Fingerspitzen die Wasseroberfläche berühre werde ich von dem Gummiseil wieder in die Höhe katapultiert. Fast waagerecht schwebe in für einen Bruchteil zwischen Brücke und Fluss. Sodann sause ich wieder in die Tiefe. Das geht drei bis viermal so weiter. Dann bin ich ausgependelt, es erscheint ein Schlauchboot unter mir. Ich versuche die Stange, die mir entgegen gehalten wird, zu greifen. Im zweiten Anlauf fasse ich sie, werde rücklings ins Boot gezogen und von Seil und Fesseln befreit. Ich werde zum Ufer gefahren und steige an Land. Während ich die Treppenstufen zur Kawarau-Brücke hoch laufe wird mit bewusst, was ich gerade geleistet habe.

Meine Angst überwinden und den Mut aufbringen ins "Nichts" zu springen ist eine Grenzerfahrung, die ich nicht missen möchte. Adrenalin pur!